Mein Name ist Khadiga und ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen.
Durch einen Zufall habe ich meinem Mann in einem Hotel in Ägypten kennen gelernt. Nach sehr kurzer Zeit wurde beiden klar, dass wir heiraten möchten, so bin ich mit Sack und Pack nach Ägypten ausgewandert und habe es bis heute nicht bereut. Mein ganzes Leben habe ich hinter mir gelassen, denn meine innere Stimme und auch mein Herz befahlen mir nach Ägypten zu gehen, um dort ein neues Leben anzufangen. Wir lebten 2 schöne Jahre in Hurghada und merkten beide, dass wir dem ganzen Tourismus entfliehen wollten und entschieden uns kurzum in sein Dorf am Nil zu ziehen. Seine Villa stand fertig im Rohbau und musste nur gefliest werden, die Türen und Fenster bestellt und alle Sanitären Dinge gekauft werden. Möbel hatten wir bereits, die wir per Transporter ins Dorf mitnahmen.
Die erste Zeit im Dorf war schwer, denn meine deutschen Vorstellungen trafen auf ägyptische Traditionen. So knallte es auch mal heftig zwischen mir und den Nachbarn oder der eigenen Familie. Mittlerweile sind die Richtlinien auf beiden Seiten geklärt. Jeder weiss was der andere akzeptiert und was nicht erwünscht ist. Unsere Kinder dürfen hier ein Freies Leben führen und müssen nicht ständig auf die Zeit der Eltern angewiesen sein. Sie spielen von morgens bis abends draussen an der frischen Luft und geniessen ihre kreativen Spiele mit den Einheimischen Kindern. Wir erziehen unsere Kinder dreisprachig. Ich spreche nur deutsch mit ihnen, mein Mann nur arabisch und wir Eltern sprechen englisch miteinander. Jedoch haben wir uns eine ganz eigene Sprache angewöhnt, in der wir drei Sprachen mischen. Von jeder Sprache das leichteste Wort. Unsere Kinder werden in Ägypten nicht an einer öffentlichen Schule teilnehmen, da wir vom Freilernen überzeugt sind. Wir betreiben einige Zuckerrohrfelder und haben eine kleine Farm mit vielen Tieren. Dies ist mein persönlicher Traum, den ich in meinem Dorf endlich umsetzen konnte. Das Leben am Nil ist ein völlig anderes, als in Hurghada oder Deutschland. Die Selbsterhaltungskosten sind deutlich geringer, weshalb wir uns auch unter anderem dafür entschieden haben. Wir bezahlen keine hohen Mietkosten mehr, keine imens hohe Stromrechnung und die Wasserkosten sind wirklich überschaubar. Wenn mal keine Tomaten oder Zwiebeln im Haus sind geht man schnell zu einem Nachbar oder der Familie und leiht sich was aus. Die Menschen hier leihen sich sehr viel untereinander aus und geben dies auch mit viel Herzlichkeit. So schickte ich meine Tochter einmal mit einem Teller zu meiner Schwägerin, um eingelegte Rüben zu bringen. Sie kam mit diesen wieder aber erreichte das Haus meiner Schwägerin erst gar nicht, denn die Nachbarin fragte sie wohin sie möchte und zack zog sie meine Tochter in ihr Haus und machte den Teller randvoll damit. Solche kleine Aufmerksamkeiten tun gut in einer Nachbarschaft und lassen die Herzen stets füreinander schlagen. Das macht Ägypten zu dem, wofür es alle lieben.
Liebe Grüsse
Amina und Khadiga & Mahmoud und Younis