Hygiene und Kosmetik bei den Dorf-Frauen in Oberägypten
Das allerwichtigste für eine Frau ist es die Gesichtshaare perfekt entfernt zu haben. Das wird mit einem Faden gemacht genannt Faddla oder mit einem Zuckergemisch Helaua, welches dem Wachs sehr Nahe kommt. Das Helaua hat eine wachsartige Konsistenz und wird von den Frauen selbst zubereitet. Dafür benötigt man nur eine Limette und Zucker. Das wird zusammen aufgekocht und zirka 20 Minuten geköchelt bis der Zucker eine dunkle Farbe annimmt. Dies lässt man dann erkalten und bei Bedarf holt die Frau sich immer ein wenig davon heraus, erwärmt es und enthaart damit ihren ganzen Körper. Diese Methode tut kaum weh, da man nicht wie beim Wachsen alle Haare sofort entfernt mit einem Riss. Man muss diese Stelle schon zweimal oder sogar dreimal bearbeiten. Aber dafür wird die Haut geschmeidig und nicht gereizt. Abgestorbene Hautschüppchen werden auch schonend entfernt. Dies wird ebenfalls in der Intimzone, unter den Achseln und eben überall am Körper so gehandhabt. Ich bin immer sehr beeindruckt, dass sogar die älteste Oma im Dorf glatte Beine und immer ein gepflegtes Gesicht hat. Darauf achten sie ihr Leben lang.
Ebenso ist es mit dem Haare färben. Wenn die ersten grauen Haare erscheinen wird sofort gefärbt bis ins hohe Alter. Man sieht kaum eine Frau mit grauen bzw weissen Haaren. Dies wird auch mit Hennafarben gemacht und selten mit einer Packung Haarfärbemittel aus der Apotheke.
Das Augenbrauen zupfen ist im Islam nicht erlaubt und die Form sollte Natur belassen werden. Dennoch ist es bei den Frauen Tradition kurz vor der Hochzeitsnacht zum Friseur zu gehen und die Augenbrauen in Form zupfen zu lassen. Es ist den unverheirateten Mädchen nicht gestattet. Ebenso das Entfernen der Beinhaare, Intimbereich, Gesicht- Arm oder Achselhaare. Ein Mädchen was verlobt ist darf dies ebenso wenig. Nur vor der Hochzeit ist es erlaubt. Danach darf sie selbst entscheiden, ob sie die Augenbrauen zupft oder nicht. Der Ehemann darf natürlich mit entscheiden. Wenn der Ehemann dies nicht wünscht, dann machen es die wenigsten. Manche zupfen dennoch aber nur zu besonderen Anlässen. eine Tradition ist es ebenfalls, dass nur die Mutter und die Tante bei der ersten Enthaarung der Jungfrau hilft, denn sie hat in dem Bereich überhaupt keine Erfahrung.
Jeder Haushalt hat Haaröl im Haus. Die wenigsten Frauen benutzen ein Shampoo oder eine Spülung. Es wird eine geruchlose Kernseife benutzt und dann eben das Haaröl mit Olivenöl, um die Haare wieder geschmeidig zu machen. Diese Kernseife ist in den Bioläden in Deutschland übrigens ein Geheimrezept, um eine weiche Haut zu bekommen und damit liegen die Ägypterinnen voll im Trend. Nur machen sie es wegen der Geldersparnis. Denn fünf solcher Kernseifen kosten nur 12 Pfund, wenn man Handeln kann. Die meisten Frauen haben auch extrem starke Locken und müssen nach jedem Haare waschen mit der Bürste regelrecht kämpfen, um die Mähne zu bändigen. Die kleinen Bürsten sehen aus wie Striegel für ein Pony aber das sind die Haarbürsten hier. Die wenigsten Frauen tragen kurze Haare. Jede Frau ist stolz auf ihre lange Haarpracht und geht kaum zum Friseur oder schneidet diese selbst. Frauen mit kurzen Haaren gelten als unweiblich. Die Haare werden einfach wachsen gelassen.
Freitags ist immer Fingernägel schneiden angesagt, da es im Islam steht, dass der Prophet( Segen und Friede auf ihm) immer Freitags dies praktiziert hat. Die meisten Frauen wischen auch das Haus am Freitag, wenn der Mann zum Freitagsgebet am Mittag ausser Haus ist.
In meinem Dorf duschen die Frauen nicht morgens. Zum Ritual gehört es gegen 16 Uhr die Kinder ins Haus zu rufen und sie zu duschen, damit sie abends wieder frisch und sauber spielen können. Die Frau hat bis 16 Uhr die meiste Arbeit erledigt und duscht sich auch um diese Zeit. Wenn eine Liebesnacht ansteht, dann wird sie kurz vorher erneut duschen, um frisch und parfümiert ihren Ehemann zu treffen.
Parfum wird nicht wie es in Deutschland praktiziert wird morgens aufgelegt sondern eher abends und nur für den Ehemann. Wenn es eine Hochzeit gibt oder eine Feier, dann parfümieren sich manche Damen auch. Junge Mädchen besitzen kein Parfum.
Make up wird genauso nur abends aufgetragen für den Ehemann oder nur zu besonderen Anlässen wie zu einer Hochzeit.
Wenn die Füsse rau werden benutzen sie Vaseline als Weichmacher oder eben Ghee, den Butterschmalz. Auch werden raue Steine benutzt, um die Hornhaut an den Füssen zu entfernen. Dies heisst hier Schakfa in Oberägypten und in Kairo heisst es Haggar. Es ist dem Bimsstein sehr ähnlich nur viel rauer.
Es wird viel aus der Natur benutzt auch der Duschschwamm von dem Baum Liblibbi und der Schwamm wird Liffa Forangi genannt. Diese Schwämme sieht man auf jedem Markt und sie sind besonders bei den Touristen begehrt. Ebenfalls werden die Fasern einer Dattelpalme gesammelt und als Schwamm zum Schrubben benutzt, um gröberen Schmutz auf der Haut zu entfernen. Es ist in meinen Augen wie Stahlwolle auf der Haut aber entfernt abgestorbene Hautreste und wirkt wie ein Peeling, was die Frauen hier auch nicht extra machen oder kaufen.
Zähne reinigen wird leider nicht so streng genommen wie in Europa und deshalb sieht man auch viele Frauen mit Zahnlücken. Das ist leider auch in der Erziehung so, dass den Kindern dies nicht beigebracht wird von Anfang an. Dennoch sind nicht alle so. Meine Schwägerin putzt regelmässig ihre Zähne und sie strahlen weisser, als meine. Es gibt auch eine Naturzahnbürste den Siwag. Das ist ein Stück Holz von einem besonderen Baum, der Fluor enthält und das ist die Zahnbürste der Muslime. Sie wurde schon vor 1437 Jahren benutzt und wird heute teuer im Internet gehandelt. In Ägypten bekommt man einen Siwag für nur 5 Pfund. Unser Prophet Mohamed ( Segen und Friede auf ihm) putze seine Zähne vor jedem Gebet, also fünf mal täglich. Ihm war es sehr wichtig einen gutem Atem zu haben und er hat dies auch weiter empfohlen.
Jeder Haushalt hier hat die Seife Lux und Dove im Sortiment und falls eben nicht das nötige Kleingeld gerade parat ist, dann wird die Imitation gekauft von Lux und diese heisst Good Morning Seife. Sabúna heisst übrigens Seife auf arabisch.
Was mir jedoch immer besonder positiv aufgefallen ist, dass ich niemals eine Frau traf, die schlecht roch. Manchmal kann ja mal das Deo versagen besonders im Sommer bei der Hitze und der vielen Arbeit. Hier wird auch kaum ein Deo benutzt aber keine Frau wird ihr Haus ungewaschen verlassen. Die Muslima wäscht sich auch 5 mal am Tag die Füsse, das Gesicht und den Hals sowie die Hände und Arme bis zum Ellebogen zum Beten. Alhamdoulilah
Ihr seht auch mit wenigen Mitteln ist die ägyptische Frau in Oberägypten stets bedacht auf ihr Äusseres und pflegt sich mit vielen Naturmittelchen und dies sehr erfolgreich.