Der Tagesablauf einer ägyptischen Hausfrau im Dorf / Waschtag
Je nach Jahreszeit steht sie vor Sonnenaufgang auf, um das Morgengebet zu verrichten. Das Fajr-Gebet ( Fadscher)
Die Kinder schlafen in der Regel noch und nur ihr Ehemann und sie stehen auf. Vor dem Gebet gehen beide ins Badezimmer und waschen sich. Der Mann verlässt das Haus und geht zur Moschee und die Frau betet zu Hause.
Danach legen sich beide wieder schlafen bis ca 6 oder 7 Uhr bis sie von den Kleinkindern geweckt werden. Der Tag beginnt. Es wird Schwarztee gekocht und Zwieback bereitgestellt. Den Zwieback backen fast alle selbst in ihrem selbstgebauten Ofen hinter dem Haus oder auf dem Dach. Er besteht aus Erde und einer Stahlkonstruktion. Die moderne Ägypterin von HEUTE besitzt jedoch auch schon einen Gasofen, den sie draussen aufstellt und der nur zum Brot backen bestimmt ist. Die Kinder, ja auch die Kleinkinder bekommen ihren Schwarztee und den Zwieback zum Tunken als Frühstück. Dieser Schwarztee ist soo süss, dass es jedem Kind natürlich super schmeckt und es diesen jeden Morgen einfordert. Das dies nich gesund für ihre Kinder ist, dass wissen viele leider nicht.
Die Mutter geht zu den Tieren, füttert die Hühner und melkt die Kuh bzw Kühe. Der Ehemann oder ihre Schwiegermutter passen solange auf die Kinder auf.
Wenn die Sonne auf den Hof scheint setzen sich die meisten Leute im Winter raus, um sich aufzuwärmen und die Kinder spielen. Es wird der neueste Klatsch verbreitet bzw alles Neue was seit gestern passiert ist und viel gelacht. Um ca. 9 Uhr wird angefangen zu kochen und der Boden im Haus gewischt. Bis 13 Uhr ist das Mittagessen fertig und nach dem Mittagsgebet (Doher) kommt der Ehemann wieder zum Essen nach Hause, wenn er auf dem Feld gearbeitet hat. Nach dem Essen legen sich alle ins Bett und schlafen bis zum Nachmittagsgebet genannt Asr.
Der Mann geht wieder beten und die Frau betet zu Hause. Dann räumt sie wieder das Haus auf und setzt sich erneut zu den Frauen, um den Kindern beim Spielen zuzusehen. Gegen 16 Uhr werden die Kinder alle ins Haus geholt zum Duschen. Erst wenn alle fertig geduscht und gekämmt sind und neue Kleider anhaben, dann gehen sie wieder nach draussen zum weiter spielen und die Mutter hat Zeit, um sich selbst zu duschen. Allerdings geht sie vorher noch schnell zu den Kühen, um diese zu melken.
Dann sitzen alle vor dem Tv und schauen ihre Dramas an und sind wie hypnotisiert. Es laufen drei Serien hintereinander oder auch mal parallel, wo sie immer hin und her schalten müssen, um ja nichts zu verpassen.
Dann kommt das Abendgebet. Magreb. Jetzt geht die Sonne unter. Danach wird Abend gegessen und wieder Tv geschaut.
Wenn kein Besuch ins Haus kommt, dann gehen auch manche selbst zur Nachbarin zum Plausch. Das letzte Gebet ist das Nachtgebet (Ischa) und danach sind die meisten in ihrem Haus im Winter und schauen Tv. Im Sommer sitzen sie vor dem Haus bis spät in die Nacht und trinken mit den Nachbarn und Familien Tee oder kalte Säfte.
So sieht ein normaler Tag in unserem Dorf aus für eine Hausfrau. Ist nichts spektakuläres aber so verläuft er, wenn man nichts vor hat wie Arztbesuche, Krankenbesuche, Trauerfeiern, Hochzeiten oder eben nur Höflichkeitsbesuche….
Wenn sie jedoch Waschtag hat, dann wird den ganzen Tag nichts anderes gemacht. Einmal in der Woche ist dieser Tag. Die Frauen haben nicht alle eine voll automatische Waschmaschine wie die Frauen in Deutschland. Sie haben eine, wo man die Wäsche hineingibt, dann das heisse Wasser dazu plus Ariel und dann wird geschleudert. Sie entnimmt die Wäsche und legt sie in eine extra Schüssel mit klarem Wasser und reibt sie erneut mit ihren Händen, um evtl ein paar Flecken noch zu entfernen und spült das Waschmittel aus den Kleidern. Eine Schleuder gibt es bei den normalen alten Maschinen nicht und sie muss die Kleider selbst noch auswringen zum Aufhängen. Die ganz armen Menschen waschen alles per Hand. Das geht dann den ganzen Tag so, denn eine Familie in Ägypten hat locker 6 Familienmitglieder. Die weisse Wäsche wird zuerst gewaschen, dann die dunkle. Das Wasser mit dem Ariel wird für die ganze Wäsche benutzt und erst, wenn alles fertig gewaschen ist abgelassen. Eine sehr harte Arbeit.
Wir hatten einen ganz traurigen Vorfall in unserer Strasse vor 8 Monaten. Eine Frau hatte Waschtag und wusch in ihrem Badezimmer mit dieser alten Waschmaschine ihre Wäsche. Die Kinder schauten zu und spielten um sie herum. Das Kabel war defekt und sie stand im Wasser neben dem Verlängerungskabel und bekam einen Stromschlag und ihr ganzer Körper zitterte und vibrierte dabei. Sie war sofort tot. Sie hinterlies einen Ehemann und vier Kinder. Das war sehr traurig, da sie auch noch im Streit mit ihrem Ehemann auseinander ging. Dieser arbeitete auch im Ausland und konnte nicht zu ihrer Beerdigung kommen. Die Kinder waren im totalen Schock, da sie ihre Mutter sterben sahen. Das ist eben auch die andere Seite in unserem Dorf. Sicherheit wird klein geschrieben und defekte Stromkabel nicht sofort repariert oder das Gerät entsorgt. Eine Tochter meiner Nachbarin fasste an das Kabel des Kühlschranks und bekam einen Stromschlag und klebte am Kabel so fest, dass sie von alleine nicht davon los kam. Ihre Tante reagierte geistesgegenwärtig und riss sie mit einem Schlag von dem Kabel weg. Sie hat es überlebt und nur eine Brandblase und einen riesen Schock davon getragen. Der Kühlschrank steht immer noch und jeder sagte nur Al Hamdoulilah,( Gott sei es gedankt) dass nichts weiter passiert ist.
Yalla Yalla alles gut und dennoch hat Ägypten eine sehr hohe Bevölkerungsdichte. Es wird oft gewitzelt, dass man dann eben noch ein paar Kinder hinterher bekommt. Das ist auch wieder typisch ägyptisch. In jeder Situation das Beste draus machen und immer an Gottes Plan glauben 🙂