Drei wichtige Dinge, die ich in Ägypten gelernt habe !

Drei Dinge, die ich gelernt habe in Ägypten, die mich zu einem besseren Menschen machten und mein Leben bereicherten.

Viele denken immer, dass nur weil Ägypten in Afrika liegt und dies ein Dritte Welt Land ist könne man nichts von diesem Land lernen, denn Europa ist fortschrittlich und in allem voraus.

Dies dachte ich früher auch und hielt mich für jemand Besseren. Das war auch sehr leicht, denn in meinen Anfängen in Ägypten lebte ich in Hurghada und da werden Ausländer gut bezahlt. So kann es passieren, dass an der Rezeption ein Ägypter und ein Deutscher arbeiten und zwei unterschiedliche Gehälter beziehen aber diesselbe Arbeit leisten. Der Ägypter schätzt den Ausländer wirklich sehr. Finde ich zwar traurig für die eigenen Landsleute aber mir kam das damals zugute. Was mich ebenfalls überrascht hat damals war, dass die Betroffenen keinen Groll gegen die Ausländer hegen und sie dafür hassen, denn es ist ja nicht ihre Schuld. Da habe ich in Deutschland andere Erfahrungen gemacht. Da war ich sehr beeindruckt.

Was ich bereits in Hurghada lernte war GEDULD.

Man kann sein Vorhaben manchmal nicht zum schnellen Erfolg bringen auch wenn man sich auf den Kopf stellt. Manchmal ist es einfach so und das war es sehr oft. Nicht nur manchmal. Es fing mit den Stromausfällen an und dann kamen viele weitere Dinge hinzu, wie der Handwerker kam nie zum gewünschten Termin. Der Hausmeister war im Urlaub und seine Vertretung war einfach nur faul und man war  zwei Tage ohne Wasser und konnte nicht mal duschen oder die Toilette benutzen. Er musste nur einen Hahn aufmachen aber die Vertretung war unerreichbar und die Türe zum Hahn war verschlossen. Jetzt steht man da und könnte ausrasten, aber was bringt es einem? Genau! Es bringt nichts, denn dadurch regt man sich wieder nur so sehr auf, dass der Blutdruck steigt, die Laune in den Keller sinkt und am Ende bleibt der Zustand derselbe. So lernte ich bei jeder neuen Niederlage einfach ganz tief durchzuatmen und mir zu sagen, dass ich mir dieses Leben mit all seinen Seiten ausgesucht habe. Es ist wie es ist. Einfach weglächeln und warten bis der Zustand sich von alleine ändert.

Also Geduld heisst auf arabisch Sabr und Sabr haben die Ägypter. Erste Lektion gelernt.

Die zweite Lektion lernte ich im Dorf bei meinem Mann.

TEILEN.

Ich war keine besonders gute Teilerin. Na klar lernt man bereits im Kindesalter seine Spielsachen zu teilen aber man bekommt diese in einem unversehrten Zustand wieder.  Das war leider im Dorf selten der Fall. Man bekam Dinge entweder lange nicht wieder oder erst nach erfragen und dann waren sie vielleicht noch kaputt oder sehr dreckig. Dies führte sehr oft zu Konflikten, die von meiner Seite ausgingen. Mit der Zeit lernten die Nachbarn mich zu verstehen aber viel änderte sich dennoch nicht. Mit der Zeit lernte ich, dass es nur Dinge sind und ich mir die guten Beziehungen in meiner Familie und Nachbarschaft nicht kaputt mache, wegen nem Besen oder ner Plastikschüssel. Ich konnte die Leute nicht ändern aber ich konnte mich und meine Einstellung dazu ändern.

Ich kaufte mir damals einen guten Besen für die Terrasse und einen für den Stall mit sehr harten Borsten. Für mein Haus hatte ich einen Dritten Besen. Das war wieder Verschwendung und Luxus, das nur mal so nebenbei erwähnt. Diese Besen waren irgendwie heiss begehrt und wurden immer vor meinem Haus ausgeliehen, ohne mich zu fragen. Wenn ich putzen bzw kehren wollte ging ich auf die Suche. Mit der Zeit versteckt ich meine Besen sogar aus Angst, dass sie wieder fehlten. Eines Tages empfand ich das als so armselig, dass ich mich selbst nicht leiden konnten in dieser Hinsicht. Alles MEINS MEINS MEINS….und meine Familie teilt ihr letztes Handtuch und gibt ihr letztes Hemd auf gut Deutsch und ich verstecke meine alten Besen….

So ist es z.B. dass es in unserer Strasse nur zwei Aluminiumleitern gibt und diese immer jedem ausgeliehen werden. Wir haben eine davon. Die Menschen helfen sich gegenseitig und so sparen sie auch, weil nicht jeder muss sich eine Leiter kaufen, denn der Nachbar hat bereits eine.

Zweite Lektion TEILEN gelernt, denn wer teilt und das mit reinem Herzen tut fühlt sich besser und stellt nicht die kaputte oder dreckige Schüssel oder den Besen, die ausgeliehen wurden zwischen die Menschen.

Dinge benutzen und kaputt wieder geben ist zwar nicht islamisch aber keiner würde den Wert des Gegenstandes verlangen oder sich darüber vor der Person aufregen. Sei es auch ein kaputtes Spielzeug oder ne Beule im Auto. Das ist eben passiert und nicht abzuändern. Nasib. Das heisst Schicksal. Nun liegt es an dir was du daraus machst. Tief durchatmen und EGAL denken, dass war sehr schwer am Anfang und ist es noch aber es wird besser und bei jedem Mal fühle ich mich besser und reifer. Einfach über den Dingen stehen.

Die dritte Sache, die ich gelernt habe war und ist LUXUS ist nicht wichtig.

Heutzutage ist der Minimalismus sogar im Kommen und HOCHMODERN.

Es gibt zig Gruppen im Internet, die einem Aufzeigen, wie man minimalistisch leben kann. Hier im Dorf sehe ich das auch. Aber die Erfahrung hatte ich bereits in Hurghada gemacht. Ich wanderte mit nur 100 kg aus und hatte nicht mal meine Töpfe dabei. Wir bezogen eine möblierte Wohnung und in meiner Küche waren nur 2 Töpfe, ne Pfanne, 2 Gläser, 2 Tassen, und ganz wenig Besteck. Das war für mich anfangs ärgerlich, da ich es gewohnt war eine volle Küche zu haben. Aber nach nur einer Woche bemerkte ich wie frei ich mich fühlte. Ich hatte weniger Dinge in meiner Wohnung und hatte auch weniger Abwasch und musste nicht so viel aufräumen. Ich kam aus meinem eigenen Haus in Deutschland und zog in eine 3 Zimmer-Wohnung mit minimalistischer Einrichtung. Ich habe vor Jahren mal einen Artikel im Internet gelesen über die 40000 Dinge, die man in seinem Haus hat. Vom Kugelschreiber über alte Töpfe auf dem Dachboden oder nur Haargummis im Bad. Jedes Stück Eigentum nimmt Platz in deinem Gehirn ein, denn man weiss, dass man es hat. Wenn man sich von diesem Überfluss trennt merkt man wie man sich befreiter fühlt und man wieder mehr atmen kann. Dieser ganze Besitz nimmt uns die Luft zum atmen. Er schnürt uns ein. Mir ging es jedenfalls so. Jetzt wohne ich wieder im eigenen Haus und sammele wieder wie ein Messi. ALLES sammle ich was ich denke, es könnte ja bald einen hohen Wert für mich haben und packe es beiseite. Dieser Zustand ist wieder zurück in meinem Leben und ich möchte einfach nur noch ausmisten und das Haus von all dem Schrott entrümpeln. Das ist gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Wenn da nicht das Männchen wieder auf der Schulter mir zuflüstertern würde… HEY, schmeiss das bloss nicht weg, denn bald wirst du es gebrauchen können und sehr froh darüber sein.

So habe ich zwar den Sinn des minimalistischen Lebens verstanden und nur für 6 Monate umgesetzt, dann kam der Kaufzwang und die Küche war voll mit vielen Geräten, die man ja irgendwann mal gebrauchen kann. Waffeleisen, Eierkocher, Toaster, Kaffeemaschine, Mixer, Stabmixer, Knetmaschine, ..etc.

Versteht ihr was ich meine? Die Ägypter in meinem Umwelt besitzen nicht annähernd so viele Küchengeräte oder Bettlaken, auch wenn sie reich sind. Das ist Überfluss und grenzt schon an Verschwendung. Das ist es, was ich noch nicht umsetzen konnte und werde an mir weiter arbeiten, In Shaa Allah